Die Markthalle Stuttgart – einmal anders – die Geschichte dahinter


Die Damen der FrauenUnion Kreis Böblingen waren einmal mehr auf Informationstour unterwegs und hatten sich dieses  Jahr die Markthalle in Stuttgart ausgesucht und zwar nicht um einzukaufen, sondern um eine Führung zu unternehmen, um die Geschichte der wunderschönen Markthalle zu erfahren.
Unsere Fremdenführerin, Ingrid Krieger, wahrlich eine sehr sympathische Stuttgarter Zeitzeugin, erzählte als erstes wie sie als Kind die Markthalle mit der Oma erlebt hatte. Sie hatte als kleines Mädchen von ihrer Oma das erste Mal in der Markthalle eine Banane erhalten, das hat sie nie vergessen.

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Die jetzige Stuttgarter Markthalle wurde von Martin Elsässer im Jugendstil geplant und gebaut und im Januar 1914 eröffnet. Elsässer hat auch die Großmarkthalle in Frankfurt errichtet. Die Westseite der Stuttgarter Markthalle ist eher schlicht, dagegen ist die Ostseite mit einen umlaufenden Balkon, Türmchen, Skulpturen und Wandmalereien bestückt. Elsässer war eigentlich ein Kirchenbauer, manche sagen die Markthalle sei ein Dom, weil die Markthalle eine kanzelähnliche Galerie hat.

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Es ist überhaupt interessant,mal einen Blick an die Decke zu werfen, denn die Glasdachkonstruktion ist etwas Besonderes, außen steil, was man von innen nicht sieht und innen rund. Ingrid Krieger zeigte uns auch die Straßenbahnschienen, die heute noch in die Markthalle hinein führen. Jeden Morgen kam die Straßenbahn mit angehängten Loren, auf denen die Filderbauern die frischen Waren transportierten, das auf einem Bild zu sehen war. Ein Lieferant z.B. fuhr alle 14 Tage mit Spargel nach Paris, um dort die besten Gastronomen zu beliefern.

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In der Zeit von 1960 – 1970 schwächelte die Markthalle, da landauf und landab die ersten Supermärkte ihre Pforten eröffneten. Der damalige Gemeinderat wollte die Markthalle schließen, aber die Stuttgarter protestierten. Die Halle wurde dann 1972 unter Denkmalschutz gestellt.
Eine Wendung brachten die italienischen Gastarbeiter, die heimwehkrank u.a. ihr gutes Essen vermissten und immer wieder nach Italien fuhren, um italienische Lebensmittel nach Deutschland zu bringen. Das waren dann die ersten italienischen Stände in der Halle, der bekannteste ist, wie alle wissen, Di Gennaro, der beiden Gründerbrüder, der heute in der 4. Generation geführt wird.
Im Moment sind 39 Stände in der Markthalle, eine Neuheit ist nach langer Zeit wieder der Fischmarkt mit einem kleinen Imbiss, wo Champagner und Austern“ geschlürft“ werden können. Ingrid Krieger erzählte stolz, dass sie den Betreiber des Fischstandes darauf gedrängt hat, die schönen roten Originalfenster an der Südseite wieder einbauen zu lassen. Die Fenster waren zuvor mit Pappe zugeklebt, was nicht sehr attraktiv war.

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Die diversen Stände bieten Spezialitäten aus Teheran, Italien, Kreta, Asien, Griechenland, Österreich, Schweiz, Dänemark und auch wieder verstärkt deutsche Stände, wie Metzger, die Fleisch und Wurst von artgerecht gehaltenen Tieren z.B. schwäbisch hallisches Fleisch verkaufen oder Gemüsehändler, die heimische Ware anbieten. Hier gibt es Alles was man woanders nicht findet und auch frischer als anderswo.
Bei der Besichtigung der riesigen Kellerräume unter der Halle erfuhren wir, dass hinter den Holzverschlägen die trockenen Waren der Standbesitzer lagerten, aber auch eine Kompostieranlage dort unten arbeitet, die leider die nicht verkaufte Ware zerschreddert. Ein Stockwerk tiefer befindet sich noch ein Luftschutzbunker aus dem zweiten Weltkrieg, der leider nicht besichtigt werden konnte.
Drei gastronomische Betriebe italienisch, schwäbisch und spanisch werden in der Markthalle betrieben, wo jeder Besucher gegen Hunger und Durst das Richtige finden kann.  Im schwäbischen Betrieb wusste Ingrid Krieger eine weitere Anekdote. In einer der Nischen steht heute noch ein blauer Stuhl, auf dem der damalige König Wilhelm II. seine Bratwurst und Kartoffelsalat gegessen hat, ein Kartoffelsalat der legendär war.
Der Abschluss der Führung fand am 2009 wieder installierten Ceres Brunnen statt. Der Förderverein der Markthalle veranlasste den Wiederaufbau. Herbert Rauer baute den Brunnen nach Bildern und einer kleinen aufgefundenen Nachbildung wieder auf. Der Brunnen wird mit Trinkwasser gespeist Man kann das Wasser trinken und auch sein gekauftes Obst waschen.

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Elke Staubach bedankte sich herzlich bei Ingrid Krieger für die liebevolle und eindrucksvolle Führung durch die Markthalle.
Mit einem schönen Essen und einem Gläschen Wein im italienischen Restaurant Empore fand der Nachmittag ein schönes und gemütliches Ende.

Regina Stähle FU
21.01.2017